Arnold-Sesterheim-Gedenkkonzert im Schloss Karlsruhe

Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg
Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg
Das Zupfquintett des Mandolinen- und Gitarrenorchester Ötigheim
Das Zupfquintett des Mandolinen- und Gitarrenorchester Ötigheim
Arnold-Sesterheim-Preis
Arnold-Sesterheim-Preis

Am 30. November 2019 veranstaltete das Jugendzupforchester Baden-Württemberg (JZObw) unter der Leitung von Valerij Kisseljow im Gartensaal des Schloss Karlsruhe als Zielpunkt eines sehr arbeitsreichen Probejahres das Arnold-Sesterheim-Gedenkkonzert. Über 150 Gäste, Freunde des Namensträgers und der Zupfmusik sowie Weggefährten und Orchestervertreter konnte Birgit Wendel, seit 2019 Landesmusikleiterin des Bund Deutscher Zupfmusiker Landesverbands Baden-Württemberg (BDZ-BW) und Moderatorin des Abends, willkommen heißen.

In Ihrer Begrüßung erinnert Birgit Wendel an die große Lücke, die der im Sommer 2018 nach einer kurzen, schweren Krankheit verstorbene Arnold Sesterheim sowohl im Landesmusikrat Baden-Württemberg als auch im BDZ-BW hinterlassen hatte. Zusammen mit ihrem Vize-Landesmusikleiter Matthias Kläger sieht sie sich in seinen „übergroßen Fußabdrücken“ stehen, die sein Wirken in diesem Amt hinterlassen hat. Gleichzeitig würdigte sie ihn als großer Förderer und Mentor der musizierenden Jugend. Sie selbst hatte ihn als 14-jährige im Rahmen des im Landesverband als „Osterlehrgang“ bekannten Musiklehrgangs kennen gelernt. Ihm verdankte sie ihre Laufbahn als Berufsmusikerin, zu der Sesterheim als Lehrer, Mentor und später Kollege maßgeblich beigetragen hatte. Sie erinnerte sich an seine unnachahmliche Art, „trockene Unterrichtsthemen“ zu veranschaulichen. Dabei leisteten auch die englische Rockband „Rolling Stones“ ihren Beitrag, denen sich Arnold Sesterheim zur Erläuterung des musikalischen Fachbegriffes „ostinato“ (eine sich stetig wiederholende musikalische Figur) bediente. Unvergessen blieben ihr auch die schier unerschöpfliche Sammlung an Musikkassetten (der heutigen Jugend auch als „Playlist“ bekannt), die er mit ihnen in langen Nächten teilte.

Musikalisch eröffnet wurde das Konzert durch das JZObw mit der „Sinfonia d-Moll“ von Felice Alessandri, einem italienischen und international tätigen Cembalisten und Opernkomponisten. Im Anschluss richtete Harald Maier, Generalsekretär des Landesmusikrats Baden-Württemberg Grußworte an das Publikum. Er hob die unermüdliche Tätigkeit Arnold Sesterheims für die Musik im Allgemeinen und die Zupfmusik im Besonderen hervor. Neben den Gremien des Landesmusikrats war er maßgeblich bei der Gründung und Aufbau des JZObw und Jugend-Gitarrenorchester Baden-Württemberg (JGObw) beteiligt und wirkte dort zeitweise oder dauerhaft in künstlerisch-strategischen, musikalischen und organisatorischen Funktionen mit. Der Landesmusikrat unterstützte daher aktiv die Initiative des BDZ-LV, einen Arnold-Sesterheim-Preis zu etablieren, um junge Talente der Zupfmusik in Baden-Württemberg zu fördern.

Im Anschluss stellte das JZObw die sehr kontrastreiche und von extremen Stimmungen geprägten „Suite Mexicana op. 16“ von Eduardo Angulo vor. Die Sätze bringen die Gefühle eines eroberten Volkes zum Ausdruck, das seine ursprünglichen Wurzeln einerseits nicht vergisst, aber seine Verschmelzung mit den spanischen Konquistadoren zu bewältigen hat.

In der nun folgenden Premiere, der erstmaligen Verleihung des Arnold-Sesterheim-Preises, berichtete Carola Scherer über die große Freude, die hingebungsvoll und einfühlsam musizierende Kinder und Jugendliche bei Arnold Sesterheim auslösten. Sie beschrieb sein Wirken als „außergewöhnlichen Pädagogen und Musiker“, der „Begeisterung und Motivation“ entfachen konnte und das mit „schier grenzenloser Hilfsbereitschaft und Uneigennützigkeit“ tat. Sein – wie von ihm selbst gelegentlich entschuldigend vorgebrachter – „saarländisch positiver Zuständigkeitswahn“ zeigte insbesondere, dass Musik nicht nur sein Beruf, sondern seine Berufung und „Herzens-Angelegenheit“ war.

Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg beim Konzert
Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg beim Konzert

Umso mehr freut sich die Laudatorin das von Andreas Mangold gestiftete Preisgeld in Höhe von 1.000 € dem Zupfquintett des Mandolinen- und Gitarrenorchester Ötigheims verleihen zu können, die mit „viel Fleiß, Ausdauer und Disziplin“ bei Jugend-Musiziert einen 1. Preis auf Landesebene und einen 3. Preis auf Bundesebene errungen hatten. Das Quintett besteht aus Mafalda Kühn, Inga Burkart, Chase Tolbert, Yannik Jungmann und Leonie Jungmann, die nach der Entgegennahme ihrer Urkunden selbst mit Music for Play (Claudio Mandonico) ihr Können dem Publikum präsentierten. Die Vielseitigkeit des Werkes drückte sich in rhythmisch, melodisch kurz ineinandergreifenden Motiven des ersten und dritten Satzes sowie einem lyrisch gesanglich gehaltenen zweiten Satz aus. Mit einem Präsent und ihrem Dank bedachten sie unter großem Applaus ihrer Dozentin Ruth Becker.

Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg beim Konzert
Das Jugendzupforchester Baden-Württemberg beim Konzert

Der nach einer kurzen Pause folgende zweite Konzertteil stand ganz im Zeichen von Yasuo Kuwahara, einem japanischen Mandolinisten und Komponisten für Zupfmusik. Das Dozententeam des JZObw, Elena und Valerij Kisseljow (beide Mandoline) sowie Jonas Khalil (Gitarre) erzählten mit „Weaving Girl“ (dt. Webendes Mädchen) lautmalerisch die dramatische Liebesgeschichte zwischen einem Kuhhirten und einer Göttertochter. Den Schluss des Arnold-Sesterheim-Gedenkkonzerts setzte das JZObw mit dem von Kuwahara im Auftrag des „Kobe Women’s College“ komponierten „Novemberfest“, in dem die konzentrierte, japanische Energie symbolisiert wird, wenn alle Menschen an einem Ort zum Herbstfest versammelt sind.

Verabschiedet wurden die Gäste mit Skabbalabaster, komponiert vom anwesenden Christopher Grafschmidt sowie einem italienischen Traditional „La Partida“ (dt. Abfahrt).

Text: Frederic Lederle

Bildmaterial: JZObw